von Inga Pracht

BETE, ALS HINGE ALLES VON GOTT AB UND HANDLE, ALS HINGE ALLES VON DIR AB!
Ein paar Gedanken von Inga Pracht
Ignatius von Loyola:
Bete, als hinge alles von Gott ab und handle, als hinge alles von dir ab.
Johannes Hartl:
Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts.
Corrie ten Boom:
Du kannst mehr tun als beten, nachdem du gebetet hast. Aber du kannst niemals mehr tun als beten, bevor du gebetet hast.
Wir kennen alle diese Zitate … Mir geht es inzwischen so, dass ich innerlich ein bisschen den Kopf einziehe, sobald irgendetwas zum Thema Gebet gesagt, gepredigt und geschrieben wird. Es scheint eine so schwierige Sache zu sein. Man hat den Eindruck, die Spannungsfelder nehmen immer mehr zu, je mehr man sich damit auseinandersetzt. Und irgendwo hakt es immer. Wir kämpfen mit fehlender Motivation, mit Freudlosigkeit und mit Fragen wie: „Was bringt Gebet eigentlich?“ Wir schaffen es nicht, Zeit dafür zu finden, und wenn wir sie finden, dann fällt es uns so schwer, unsere Aufmerksamkeit ungeteilt auf Gott zu richten … Einfach beten ist nicht einfach beten, oder? Würden sonst so viele Gemeinden und Pastoren darum ringen, dem Gebet sowohl im eigenen Leben als auch in der Gemeinde Platz einzuräumen und zu „beten, als hinge alles von Gott ab“?
Mit dem Handeln, als hinge alles von uns ab, tun wir uns leichter. Ignatius von Loyola, Begründer des Jesuiten Ordens im 17. Jhd., spielt in seinem Zitat aber nicht eines gegen das andere aus – im Gegenteil. Es braucht beides – das Beten und das Handeln und es braucht von beidem nicht nur ein bisschen. Wir sind herausgefordert zu 100 % Gebet und zu 100 % Handeln. Das Zitat lässt erahnen, dass auch hier ein Spannungsfeld besteht und dass man auf beiden Seiten vom Pferd fallen kann. Entweder man zieht sich zurück, legt betend die Hände in den Schoß und wartet darauf, dass Gott aktiv wird oder man dreht sich wie ein Rädchen von Aufgabe zu Aufgabe und geht völlig auf im eigenen Tun.
Mir fallen drei Situationen in der Bibel ein, die mit diesem Spannungsfeld zu tun haben. Da sind die Jünger. Jesus ist auferstanden und gibt ihnen letzte Anweisungen, bevor er zum Himmel auffährt. Diese Anweisungen scheinen widersprüchlich: „Gehet hin in alle Welt“ auf der einen Seite und: „Bleibt, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft“ auf der anderen. Gehen oder Bleiben – das scheint hier die Frage zu sein. Und die Antwort ist: Beides! Das eine geht nicht ohne das andere. Wären die Jünger sogleich losgestürzt und hätten mit der Umsetzung des Auftrages begonnen, mit dem Jesus sie betraut hatte, dann hätte etwas Entscheidendes gefehlt: die Kraft Gottes. Sie blieben eine Weile, sie beteten und dann kam der Heilige Geist und mit ihm die Vollmacht zur Umsetzung des Auftrages. Und dann ging es los, die Jünger gingen an die Arbeit und gaben alles für die Verkündigung des Evangeliums und die Gründung vieler Gemeinden. Ich kann mir vorstellen, dass diese Erfahrung ihren Lebensstil nachhaltig geprägt hat. Sie lebten in diesem Rhythmus bleiben und gehen … beten und handeln … und waren mit der Kraft Gottes erfüllt und von der Gegenwart Gottes gekennzeichnet!
Da ist diese bekannte Begebenheit: Jesus besucht seine Freunde. Drei Geschwister: Martha, Maria und Lazarus. Martha schuftet in der Küche, um Jesus besonders gut zu bewirten, während Maria zu seinen Füßen sitzt und ihm zuhört. Martha fühlt sich alleingelassen mit der vielen Arbeit und möchte, dass Maria ihr hilft. Worauf Jesus zu ihr sagt: „Martha, Martha, du bist wegen so vielem in Sorge und Unruhe, aber notwendig ist nur eines. Maria hat das Bessere gewählt, und das soll ihr nicht genommen werden.“ Es sieht wie eine Beurteilung aus. Beten ist besser als Handeln. Aber vielleicht geht es wie bei den Jüngern an Pfingsten eher um eine Reihenfolge. Bleiben in der Gegenwart Jesu, hören auf ihn, erfüllt werden mit seiner Kraft und dann an die Arbeit gehen. Mir fällt eine Sache auf: Martha war sorgenvoll und freudlos, sie hatte Angst, die viele Arbeit nicht allein zu schaffen, sie war in Unruhe. Mit seinen Worten und mit seiner Beurteilung zielt Jesus auf diesen inneren Zustand: Seine Worte sind wie eine Einladung: „Martha, ich lade dich ein, aus der Gemeinschaft mit mir heraus geleitet, ermutigt durch mein Wort und erfüllt von meiner Kraft deinen Arbeitsalltag mit den vielen Anforderungen und Herausforderungen zu bewältigen. Maria hat genau das erwählt und das soll ihr nicht genommen werden.“
Jesus selbst lebte diesen Rhythmus: Aus dem (oft nächtlichen) Gebet heraus war er imstande, in den vielen Aufgaben und Herausforderungen zu stehen, die jeden Tag auf ihn warteten. Erfüllt von der Kraft Gottes konnte er den Menschen das Reich Gottes verkündigen und demonstrieren. Gottes Kraft war in ihm und auf ihm.
Es gibt eine Geschichte im Alten Testament, die diesen Zusammenhang auf dramatische Weise darstellt. Beten, als hinge alles von Gott ab und handeln, als hinge alles von uns Menschen ab. In 2. Mose 17 lesen wir, dass das große Heer der Amalekiter gegen das Volk Israel anrückte. Mose reagiert sofort und gibt Anweisungen an Josua: „Wähle geeignete Männer für unser Heer aus und zieh morgen gegen die Amalekiter in den Kampf. Ich werde währenddessen oben auf dem Hügel stehen und den Gottesstab in der Hand halten.“ Hier haben wir sie wieder, die unschlagbare Kombination aus Gebet und Handeln. Das eine nicht ohne das andere. Aber sobald das eine mit dem anderen einhergeht, erhöht sich die Schlagkraft, die Strahlkraft: Gottes Kraft kommt in Menschen und durch Menschen zum Ausdruck! Hier durch eine kämpfende, überwindende und siegreiche Armee. Also nicht durch Christen, die ihre Hände in den Schoß legen, sondern durch aktive, leidenschaftlich arbeitende Männer und Frauen, die erfüllt sind von der Liebe und der Kraft Gottes.
Das entspricht dem, was ich selbst auch erlebe. Als Fürbitterin verbringe ich täglich mit anderen viel Zeit auf diesem Hügel, wie Mose, Aaron und Hur. Wir sind betend in der Gegenwart Gottes, während eine Armee von Männern und Frauen im Tal mitten im Kampf für das Evangelium steht. Aber ich erlebe auch, wie die Begegnung mit Gott im Gebet, das Hören auf Ihn, die Anbetung seiner Herrlichkeit und Gnade und die Fürbitte für diese Welt immer mehr wie zu einer Absprungrampe für uns und mich wird zu leidenschaftlichem Handeln, das von Gottes Plänen und Absichten geleitet und von seiner Liebe und Kraft erfüllt ist.
Quellen:
Text von Inga Pracht
Bild von Cason Asher | unsplash
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