von Heidi Jastrow

 

Über die Geschichte vom rufenden Geist und der (introvertierten?) Braut

Von Heidi Jastrow

»Ja, ich komme bald«, sagt Jesus. […] Der Geist Gottes und die Braut rufen: »Komm!« Und wer diesen Ruf hört, soll ebenfalls sagen: »Komm!« Wer Durst hat, der komme! Wer will, der trinke vom Wasser des Lebens; er bekommt es umsonst. (Offenbarung 22,12+17)

Orientalische Hochzeiten laufen anders. Das war auch schon zu Zeiten der Bibel so, ganz besonders bei hochgestellten Leuten. Das war nicht nur ein Tag, ein Ritual, eine Feier, es war vielmehr eine Hoch-Zeit, eine ganze Zeit von Geschehnissen. Und dazwischen Wartezeiten. Die Braut macht sich hochzeitsfertig. Sie badet, sie macht sich schön, sie zieht ihr Traumkleid an, das extra für diesen Tag gefertigt wurde. Zusammen mit den anderen Frauen bereitet sie alles für die Feier vor, und vor allem für den Moment des Eintreffens des Bräutigams, das zeitlich gar nicht so genau festgelegt ist. Er kommt irgendwann während dieser Vorbereitungen. Zusammen mit ihren Brautjungfern wartet die Braut auf diesen Moment. Sie wartet – manchmal Tag und Nacht. Sie wartet sehnsüchtig. Denn erst, wenn der Bräutigam da ist, wenn er anklopft (in manchen Kulturen vom Pferd aus mit seinem Stab an die Tür), dann ist besiegelt, dass aus der Verlobung die endgültige Vermählung wird und das Hochzeitsmahl und die Feierlichkeiten so richtig losgehen. Die Männer, die den Bräutigam eskortieren, beginnen schon von Weitem zu rufen. Je näher sie dem Haus der Braut kommen, desto lauter werden ihre Rufe für den Bräutigam. „Ich komme! Ich bin auf dem Weg! Mach dich bereit! Bald bin ich da!“

Die letzten Kapitel der Bibel sprechen über die Hochzeit „des Lammes, das für die Sünden der Welt geschlachtet worden ist“ – Jesus Christus – mit seiner Braut, der Gemeinde, die aus Menschen aus allen Völkern, Kulturen, Sprachen und aus allen Zeiten dieser Weltgeschichte besteht. Menschen, die Jesus, der HERR, sich durch sein Blut zurückgekauft hat, damit sie ihm gehören. Eine Braut, die er mit Entschiedenheit liebt, mit der in Ewigkeit verheiratet sein will, mit der er ganz e1ns werden möchte. Das sind wir. Wir sind diese Braut. Du und ich – deine und meine Gemeinde. Die weltweite Gemeinde – und die „Jesus-liebende Kirche“ im Norden.

Ohne das Bild von der orientalischen Hochzeit vor Augen zu haben, sind manche Passagen der Bibel gar nicht wirklich zu verstehen, darunter auch das Gleichnis von den Jungfrauen in Matthäus 25 oder die Aussagen über die Hochzeit des Lammes in Offenbarung 21-22. Der Bräutigam macht sich bereit, seiner Braut alles zu geben, sich ihr selbst zu schenken. Die Braut macht sich bereit, dem Bräutigam zu gefallen, sich ihm selbst zu schenken. Jesus ist die Quelle des lebendigen Wassers, in dem das Heil ist – Vergebung, Versöhnung, Trost, Heilung, Versorgung, ewiges Leben und was immer wir noch brauchen könnten – und dieses Wasser des Lebens wird in Ewigkeit uneingeschränkt zugänglich sein. Aber schon jetzt bietet Jesus uns an, ja ruft er uns zu sich, um von dem Wasser des Lebens zu trinken. Das einzige Wasser, das uns in der Tiefe unseres Seins sitt und satt macht, das die Sehnsucht unseres Lebens zu stillen vermag.

Die Offenbarung zeichnet das Bild einer liebenden Braut, die das Kommen ihres Bräutigams sehnsüchtig erwartet. Auf seine Ankündigung „Siehe, ich komme bald!“ ruft sie mit gleicher Intensität „Ja, komm!“ Die lange Form würde vielleicht lauten: „Bitte komm so schnell wie möglich – wie sehr sehne ich mich nach dem Tag unserer Hochzeit.“ Unterstützt wird sie in ihrem Rufen und ihrem Warten vom Heiligen Geist. Der Geist und die Braut, sie rufen: „Komm!“ Aber sie drehen sich auch um, rufen allen anderen in ihrer Hochzeitsgesellschaft zu, sich diesem Rufen anzuschließen, von diesem lebendigen Wasser zu trinken und jeden anderen hinzuzurufen, der noch keinen Zugang dazu hat. Sie drehen sich hin zum Rest der Gesellschaft und rufen jeden hinein in diese Hochzeitsgesellschaft, solange das eigentliche Fest noch nicht begonnen hat.

Fast zu schön, um wahr zu sein … Wie ist es denn in der Realität bestellt um die Braut Jesu? Sind wir denn tatsächlich diese liebende, sehnsüchtig erwartende Braut, die ihren Bräutigam ruft, die die Hochzeit gar nicht mehr erwarten kann? Und sind wir diese Braut, die um ihres Bräutigams willen die Hochzeitsgesellschaft immer wieder zum Rufen auffordert und die gemeinsam in die Welt hineinruft, damit Menschen den Weg zum Wasser des Lebens und zur Hochzeit in der Ewigkeit finden?

Vielleicht habt ihr euch auch schon einmal gefragt, was um alles in der Welt Paulus eigentlich mit seiner Aussage über die Braut gemeint haben könnte. „… wie Christus seine Gemeinde liebt: Er hat sein Leben für sie gegeben, damit sie ihm ganz gehört. Durch sein Wort hat er alle Schuld von ihr abgewaschen wie in einem reinigenden Bad. So sorgt er selbst dafür, dass sie zu einer schönen und makellosen Braut für ihn wird, ohne Flecken, Falten oder einen anderen Fehler, weil sie allein Christus gehören soll.“ (Epheser 5,25-27)
Eine Braut mit Flecken, Falten oder Fehlern? Mit Flecken, Runzeln und Unvollkommenheit, wie ältere Übersetzungen sagen? Falten oder Runzeln verbinden wir wohl eher selten mit einer Braut, die man sich meistens doch eher jung und glatt vorstellt! Ich glaube, Paulus spielt hier sowohl auf Sünde an, auf unser geteiltes Herz, das nicht Jesus allein gehört, wie auch auf die Tatsache, dass wir „wohl genährt“ sein sollten – in der Vollzahl mit allen, die Jesus, der HERR, in seiner Braut dabei haben will.

Genau deswegen ruft die Braut, zusammen mit dem Heiligen Geist. Sie ruft nach ihrem Bräutigam, sie ruft die Hochzeitsgesellschaft zum Mitmachen auf, aber in der Zeit des Wartens, bis er tatsächlich kommt, ruft sie auch in die Welt hinein. Sie wartet nicht, dass Menschen von alleine dazukommen, sie geht hinaus, sie ruft in seinem Namen und Auftrag, sie ruft in der Kraft des Heiligen Geistes. Sie ruht nicht, sie schläft nicht, sie weiß, dass es noch die anderen braucht, damit ihre Schönheit für den Bräutigam vollkommen ist.

Der Ruf – wie schon der Mitternachtsruf im Jungfrauengleichnis – ist ein Weckruf. Nach innen und nach außen. Es ist der Ruf der Erweckung, damit die Gemeinde nicht schläft, sondern aufwacht. Es ist der Ruf der Erweckung, damit die Menschen erreicht und errettet werden, die für die Hochzeit noch fehlen, aus allen Nationen, Kulturen und Sprachen – auch aus dem Norden Deutschlands.

Es ist uns nicht genug, lebendige Gemeinden zu haben (was auch immer wir genau damit meinen). Es ist uns nicht genug, eine Erweckung und Transformation unserer Gesellschaft zu erleben. Das Ziel ist doch, dass Jesus wiederkommt und die Gemeinde, seine Braut – uns – dafür bereit vorfindet.
Die Braut Christi ist eine sehnsüchtig wartende Braut, mit einem ungeteilten Herzen voller Liebe zum Bräutigam. Zusammen mit dem Heiligen Geist ruft sie nach Jesus und gleichzeitig nach den verlorenen Menschen dieser Welt.

Diese Verse im letzten Kapitel der Offenbarung möchten unsere Herzen aufwecken, berühren. Wo stehen wir? Ist unser Herz ungeteilt bei Jesus oder muss er sich unser Herz mit tausend anderen Dingen, Menschen oder „Liebesaffären“ teilen? Brennt dieses Feuer der Sehnsucht nach IHM in unserem Herzen oder ist es vielleicht schon lange über dem Warten oder den Komplikationen unseres Lebens in dieser Welt in sich zusammengefallen? Machen wir uns eins mit dem tiefen Wunsch unseres Bräutigams, seine Braut in „Vollzahl“ zu sehen?

Machen wir uns doch e1ns mit dem Rufen des Heiligen Geistes nach den Menschen dieser Welt, die an geistlichem Hunger und Durst sterben, aber für die das Wasser des Lebens doch zugänglich wäre, wenn sie nur davon wüssten.

Quellen:

Text von Heidi Jastrow

Bild von Pixabay

oto von Pixabay von Pexels: Foto von Pixabay von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/apple-macbook-269323/Foto von Pixabay von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/apple-macbook-269323/

Weiterlesen

Andere Beiträge

„Seine Herrlichkeit erscheint über dir…“ – und dann?

„Seine Herrlichkeit erscheint über dir…“ – und dann?

„Seine Herrlichkeit erscheint über dir…“ – und dann? Ein paar Gedanken von Beate Bösche In Jesaja 60,1-3 lesen wir eine Beschreibung von Zions zukünftiger Herrlichkeit und den damit verbundenen Auswirkungen und Aufforderungen. Mache dich auf, werde licht; denn dein...

Kommt es nun oder kommt es jetzt nicht?

Kommt es nun oder kommt es jetzt nicht?

von Heidi JastrowDie BlueFlame-Konferenz ist gelaufen. Wir blicken zurück, jeder von uns mit seinen eigenen Erlebnissen und Eindrücken. Die Konferenz war super! Wäre da nicht das klitzekleine Problem, dass manche Fragen nicht beantwortet zu sein scheinen. Wir haben...