von Heidi Jastrow
Die BlueFlame-Konferenz ist gelaufen. Wir blicken zurück, jeder von uns mit seinen eigenen Erlebnissen und Eindrücken. Die Konferenz war super! Wäre da nicht das klitzekleine Problem, dass manche Fragen nicht beantwortet zu sein scheinen. Wir haben gebetet und geglaubt, gehofft und erwartet, aber – wo bleibt die ersehnte Erweckung? Haben wir was falsch gemacht? Haben wir Gott falsch verstanden, waren prophetische Eindrücke und Erwartungen nicht korrekt?
Ich glaube, es ist wichtig, solche Fragen auch offen zu stellen. Nur wer fragt, bekommt auch eine Antwort! Ich denke mal laut.
Bei diesen Fragestellungen geht es ja um zweierlei. Es geht um die Frage nach Erweckung, und es geht um die Frage vom Umgang mit Prophetie. Ich möchte von hinten nach vorne denken und ein paar praktische – weniger theologische, mehr pragmatische – Gedanken teilen.
Prophetie in der Bibel widmet sich in weiten Teilen bereits dagewesenen Sachverhalten. Die Propheten im Alten Testament sagen vieles voraus, vor allem aber rufen sie das Volk Gottes auf, den Bund mit Gott einzuhalten, umzukehren, sich Gott zuzuwenden. Sie sind Gottes Sprachrohr, sprechen in seinem Auftrag, sie warnen, sie rütteln wach. Die Erinnerung an den Bund mit Gott war wichtig, weil viele von Gottes Zusagen daran gebunden waren! Auch die Zukunftsvoraussagen dienten diesem Zweck: Sie sollten wachrütteln, Leute auf die Spur bringen. Schon immer ging es darum, Gott von Herzen zu lieben und mit einem ungeteilten Herzen zu folgen. Das war ‚unter dem Gesetz‘ so, und das ist auch ‚unter der Gnade‘ so.
Auch im Alten Testament gab es Voraussagen über die Zukunft, die nah klangen, aber dann doch noch lange dauerten, noch in der Ferne lagen. Das bringt uns zu Jesus. Wenn wir ihm im Neuen Testament zuhören, sehen wir, dass auch er eine Naherwartung schürt. Als seine Jünger ihn zur Endzeit befragen (Mat 24-25) und wissen wollen, wann er wiederkommt, erklärt Jesus ihnen anhand mehrerer Gleichnisse, dass sie ‚wach‘ sein sollen, jederzeit bereit. Sie sollen ihn beständig erwarten. Auch in der Offenbarung (allein dreimal in Kapitel 22) sagt Jesus mehrfach: Siehe, ich komme bald!
Mehr als 2000 Jahre später fühlt es sich für uns ein bisschen schwierig an, dieses ‚bald‘ als dringlich zu empfinden. Wir haben nicht das Gefühl, als stünde Jesus quasi vor der Tür, als könnte es jeden Moment soweit sein, dass er wiederkommt, selbst wenn wir doch wissen, dass es so ist und mit jeder Stunde näher rückt. Doch genau das wollte Jesus damit bewirken: Er wollte, dass seine Nachfolger durch alle Zeiten hindurch genau diese Erwartung haben, dass er ‚bald‘ wiederkommt, dass es genau jetzt soweit sein könnte! Jesus will, dass wir in dieser Naherwartung leben, in dieser positiven Anspannung, und zwar beständig. Warum? Weil wir dann wach sind, weil wir dann ganz anders leben! Besser gesagt, leben würden – denn wir sind ja von dieser Naherwartung gar nicht geprägt.
Genau das ist der Punkt. Als Jesus das Gleichnis von den klugen und den dummen Jungfrauen erzählt, sagt er, dass es um Mitternacht – in der Zeit, wo die Nacht, die Dunkelheit ihren Höhepunkt erreicht – einen Weckruf geben wird, der die schlafende Hochzeitsgesellschaft (die eigentlich wach sein sollte) aufwecken wird. Gott sorgt für ein Aufwachen. Gott schenkt seiner Hochzeitsgesellschaft eine Erweckung, bevor er kommt. Aber dann ist die Frage, ob sie genügend Öl in ihren Gefäßen haben, ob sie gefüllt sind mit dem Heiligen Geist.
Erweckung ist nötig, damit die Naherwartung vom Wiederkommen Jesu in uns wieder aufwacht. Und wenn wir um Erweckung beten, dann doch, weil wir spüren oder zumindest ahnen, dass ein großer Teil unserer christlichen Hochzeitsgesellschaft (oder der Braut) schläft. Und mit demselben Glauben, mit dem wir erwarten, dass Jesus ‚bald‘ wiederkommen wird, erwarten wir auch ‚bald‘ – ja, sobald wie möglich! – den so nötigen Weckruf um Mitternacht. Wir brauchen auch eine echte Naherwartung auf Erweckung. Und hier kommen die Propheten ins Spiel.
Gott benutzt Lehrer, um Sachverhalte wie diese zu erklären. Er benutzt Hirten, um die Herde zusammenzuhalten. Er benutzt Evangelisten, um der Gemeinde Menschen zuzuführen. Er benutzt Apostel, um diese Gemeinden zu gründen und auf ein solides Fundament zu stellen. Und er benutzt Propheten, um in die Gemeinde hineinzusprechen, was wichtig ist – und nicht zuletzt, um die Gemeinde, die Braut, die Hochzeitsgesellschaft aufzuwecken, die fröhlich träumend den Schlaf der Gerechten schläft. Dingdong! Alarm! Aufstehen! Es geht los! Und zwar JETZT! Ohne diese Warnung, diesen Ruf wacht niemand auf, steht niemand auf. Deshalb braucht es den Ruf Gottes, den wir schon jahrtausendelang in seinem Wort lesen, immer wieder aktuell ausgesprochen – aufrüttelnd, so dass es eine konkrete Naherwartung schürt. Ohne diese werden wir, die träge Herde, uns ja nicht bewegen. Deswegen tun wir gut daran, prophetischen Worten zuzuhören.
Die Frage ist nicht immer oder nicht nur, ob prophetische Eindrücke ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ waren, auch im Hinblick auf ihre zeitliche Erfüllung. Die Frage nach dem Sinn und Zweck, den Gott damit verfolgt, ist genauso wichtig! Von einem bin ich felsenfest überzeugt: Unsere deutsche Hochzeitsgesellschaft schläft. Teilweise träumen wir sehr lebhaft von uns selbst als lebendiger Kirche, die Gottes Bestimmung in dieser Welt ganz und gar erfüllt. Meistens sind wir selber die Helden in unseren Träumen. Solange wir schlafen, halten wir alles, wovon wir träumen, für die Realität. Das ist im geistlichen Leben ganz genauso wie beim natürlichen Schlaf. Erst wenn wir aufwachen, erfassen wir, dass unsere Träume nicht die Realität sind. Ich will sagen: Erst wenn wir aufwachen werden, werden wir erfassen, dass unsere momentanen Träume nicht der Realität Gottes entsprechen! Deswegen sendet Gott Sprachrohre. Deswegen spricht Gott durch prophetische Eindrücke. Gott will uns aufwecken aus dem Kirchenschlaf, erwecken aus einem Zustand, in dem wir als seine Braut unter dem Zeitgeist geistlich wie tot leben. Er will, dass wir unsere Gefäße mit Öl füllen, damit wir die letzte Strecke erfüllt mit dem Heiligen Geist zurücklegen können, wenn der Mitternachtsruf erschallt ist.
Prophetie hat zu einem nicht unwesentlichen Teil die Aufgabe, uns als Volk Gottes vorzubereiten auf das, was Gott in uns oder mit uns tun will. Deshalb glaube ich: Die Frage ist nicht, ob die Erweckung vor, während oder nach der Konferenz beginnt. Die Frage ist auch nicht, wie eine kommende Erweckung genau aussieht. Die Frage ist, ob wir Gottes Ruf hören und uns vorbereiten! Wir brauchen die Erfüllung mit dem Heiligen Geist, und zwar beständig! Wir brauchen eine neue, frische, brennende, sehnsüchtige Naherwartung – erst auf den Weckruf, dann auf das Wiederkommen Jesu. Und die elementare Frage, mit der ich aus der BlueFlame-Konferenz herausgehe, lautet: Ergreifen wir das, hören wir auf Gottes Ruf, steigen wir ein in die Vorbereitung Gottes, damit wir bereit sind, wenn der Weckruf erschallt?!
By the way: Paulus fordert uns auf: Prüft alles. Und dann fixiert euch auf das Schlechte, auf alles, was wohl falsch ist, diskutiert es, regt euch auf, verbreitet es weiter, verurteilt … Nein? Nein! „Prüft alles und behaltet das Gute.“ Behaltet, verinnerlicht, was euch nützt. Über alles andere verliert er kein Wort mehr. An das, was uns nicht nützt, brauchen wir keine weiteren Gedanken verschwenden. Hier geht es nicht um Irrlehre – schon klar. Es geht einfach um einen geistlich reifen Umgang mit prophetischen Worten. Das sollten wir doch auch hinkriegen.
Quellen:
Text von Heidi Jastrow
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