Ein paar Gedanken von Heidi Jastrow

#Veränderte Menschen, veränderte Gemeinden, verändertes Land – Teil 1

Kaum ein anderer Slogan ist in den letzten Monaten so oft gefallen wie dieser. Bringt er doch unsere tiefe Sehnsucht auf den Punkt und drückt unsere Hoffnung aus, dass Gott all das benutzt, was sich zu bewegen begonnen hat, um unseren Norden zu berühren und tief und nachhaltig zu verändern. Von innen nach außen. Und ja, ich glaube, dass auch Gott selbst das zutiefst will.

Womit wir wieder bei Erweckung wären und der Frage, ob die ‚einfach so‘ kommt, irgendwann, oder ob es nicht vielmehr darum geht, zu einem ‚neutestamentlichen Christentum‘ zurückzukommen, wie auch immer man das definieren mag. Ich liebe Fragen mit einem ‚oder‘ in der Mitte. Gott hat ja die Angewohnheit, solche Fragen manchmal einfach mit ‚ja‘ zu beantworten. ‚Wie: ja?!‘ Ja. Soll heißen: Beides ist richtig. Oder einfach, die Frage ist nicht geeignet. Und manchmal antwortet er auch mit Aussagen, die nicht zur Frage zu passen scheinen.

Klar ist: Erweckung können wir nicht ‚machen‘ und ‚neutestamentliches Christentum‘ auch nicht, zumindest können wir nicht die Kraft aus uns hervorbringen, die es ausgemacht hat. Genauso wenig wie wir tiefgreifende Veränderung in uns und unseren Gemeinden ‚machen‘ können, erst recht nicht die geistlichen Auswirkungen auf unser Umfeld, unser Land. Hunde kriegen Hunde, Katzen bringen Katzen zur Welt. Geistliches kann eben nur vom Heiligen Geist hervorgebracht und bewirkt werden und entzieht sich damit unserer Machbarkeit. Alles, was wir tun können – und auch müssen – ist uns diesem Geist bewusst zu öffnen und seinem Wirken in uns Raum zu geben. Allen Raum.

Veränderte Menschen, veränderte Gemeinden. Viele unserer Gemeinden haben ja schon so manches Programm hinter sich, neue Methoden und Ansätze, neue geistliche Anläufe usw. Manches erweist sich als effektiv, anderes nicht so. Ans Ziel gebracht hat uns das alles eher nicht. Auch ein landesweites Trainingsprogramm, wie gut es auch sein mag, hat nicht in sich die Kraft, Menschen zu verändern. Dies liegt allein in der Kraft Gottes, in der Kombination von Gottes Wort und dem Wirken seines Heiligen Geistes. Es liegt in seiner Souveränität.

Ich erinnere mich noch gut an eine Predigt von Dr. Michael Eaton (einer der Gründer und Leiter der Crisco Fellowship in Kenia), die er vor vielen Jahren einmal in Schleswig-Holstein gehalten hat. Es ging um die Frage, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssten, damit Erweckung kommen kann. Michael liebte es, auf Fragen oder auch Themenvorgaben erst einmal mit einem verschmitzten Lächeln zu entgegnen: ‚Wrong question.‘ Falsche Frage.

Aber dann fing er an zu erzählen. Wie er viele Jahre zuvor – als damals schon bekannter und respektierter Pastor in Nairobi – zu einer anderen, ziemlich großen Gemeinde zum Predigen eingeladen worden war. Er dachte sich: In der Gemeinde geht es erwecklich zu. Bestimmt beten sie bereits vor dem Gottesdienst. Dann fahre ich doch besser schon zwei Stunden früher hin, damit es nicht so aussieht, als würde der Prediger Gebet für unwichtig halten.

Als er früh morgens, rund drei Stunden vor Beginn, sich mit seinem Auto der Kirche näherte, begann er zu begreifen. Im gesamten fußläufig erreichbaren Umkreis gab es keinen einzigen Parkplatz mehr. Nein, es gab kein Vorgebet in der Gemeinde, zu der die wenigen kamen, die morgens sowieso nichts Besseres zu tun hatten. Ja, die Gemeinde betete: die Gemeinde! Und wie er später – mit einer gewissen Beschämung – erfahren sollte, hatte diese Gebetszeit bereits am Vortag begonnen, sie ging die gesamte Nacht weiter und nonstop in den Gottesdienst über. Die Gemeinde betete – denn sie erwartete wirklich und sehnlich etwas von Gott. Die Gemeinde betete für den Prediger von auswärts, damit seine Botschaft nicht fruchtleer blieb, damit er unter der Salbung des Heiligen Geistes predigen, der Heilige Geist das Wort erfüllen und es ganz unmittelbar und direkt selber in den Herzen der Zuhörer umsetzen würde. Die Gemeinde betete für Erweckung. Aber nicht nur an diesem einen Sonntag.

Dieses Erlebnis hatte eine prägende und verändernde Wirkung auf seinen eigenen (bereits vollmächtigen) Dienst. Gebet bereitet den Boden vor, Gebet macht ‚die Luft rein‘, Gebet öffnet die Herzen der Beter und derer, für die gebetet wird. Gebet schafft die ‚Lufthoheit‘, bevor die ‚Bodentruppen‘ an Evangelisten, Pastoren, Jüngermacher und Alltagschristen ihren Job beginnen.

Und Gebet ist nicht etwas, das wir einmal ‚abliefern‘. Gebet ist viel mehr als unsere Worte, Gebet ist ein Teil der Entwicklung unserer Beziehung mit Gott, in der wir ihn immer besser kennen- und tiefer verstehen lernen und in der wir immer mehr e1ns werden mit ihm. Ein Prozess, der uns nicht weniger als radikal verändern wird. Erst hier wächst unsere Sehnsucht wirklich, bis ins Unermessliche, unsere Sehnsucht nach Gott selbst, nach seinem Wirken in uns und in unserem Land … Es ist diese Art von Gebet, die uns aufnahmebereit macht für das, was Gott wirken will.

Kennen wir diese Dimension von Gebet überhaupt schon?

Tiefgreifende, nachhaltige Veränderung hat immer einen Vorlauf. Und so möchte ich unserem Slogan etwas Entscheidendes voransetzen: ‚Vorbereitete Menschen, vorbereitete Gemeinden, vorbereitetes Land‘. Ich glaube, dass das Gebet der Schlüssel ist. Und dass wir uns dem Wort Gottes und seinem Geist öffnen und kompromisslos aussetzen, ist ebenfalls der Schlüssel. Ohne ein ‚oder‘ dazwischen, denn so lief es in der ersten neutestamentlichen Gemeinde(phase), die uns die Apostelgeschichte beschreibt. Die Christen brannten für Jesus, denn sie waren mit dem Heiligen Geist erfüllt, denn sie beteten viel und intensiv, denn sie setzten sich beständig gemeinsam dem Wort Gottes aus, denn sie brannten für Jesus … – und nichts anderes war es, das sowohl dem Heiligen Geist den Raum gab zu bleiben wie auch den Nachfolgern, sich mit dem Evangelium vor die Tür zu bewegen. Diese Mischung war explosiv. Die Christen waren wach (mussten nicht erst ‚erweckt‘ werden) und auf ihre von Gott gegebene Bestimmung in dieser Welt fokussiert. Sie haben sich quasi beständig vorbereitet und Gott hat sie dabei beständig verändert. Ihr Gebet und ihre Predigt ‚rockten‘ die damalige Welt wie das Erdbeben, das sie zuhause in ihrem Gemeindegebet erlebten. Aber das eine lässt sich nicht vom anderen trennen.

Eine Geschichte, wie Erweckung plötzlich und unerwartet auf uns – Christen und Gemeinden – herabfällt und uns beim ersten Bier auf dem Sofa vor dem Fernseher überrascht, habe ich noch nicht in der Bibel gefunden. Und ich fasse mich auch zuerst selber an meine eigene Nase, während ich das hier schreibe. 

Quellen:

Text: Heidi Jastrow

Foto von Min An: https://www.pexels.com/de-de/foto/tiefenscharfe-fotografie-menschlicher-hande-auf-weisser-oberflache-770317/

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